Hier ein Schmankerl,
das Kind ist schließlich in
der Pubertät.
Freitag Mittag, ich komme
aus der Schule, wir müssen noch das Auto beladen und dann gen Schweighausen
starten.
Das Kind hat- natürlich- den
Auftrag, ihre Sachen zu packen.
Also: Kleider, Kulturbeutel,
Reitausrüstung.
Nach den üblichen
Scharmützeln, die das Beladen des Gefährts vor einer Reise so mit sich bringt,
der Vater und ich sind noch am Feintuning (Wo sind die Stirnlampen? Wo ist das Ladekabel für den Rasierapparat?
Hast du die Hundeleinen gesehen, und wenn ja, warum nicht?).
Das Kind steht sich die Füße
platt, harrend, und fragt "Kann ich mich schon
mal ins Auto setzen?"
Ich frage, ob sie alles hat.
Das Kind bejaht. Ich frage,
ob sie ihre Reitstiefel eingepackt hat.
(Die habe ich nämlich kurz
vorher noch vor ihrem Zimmer gesehen.)
Das Kind haucht
"Oh" und bewegt sich halb rückwärts zum Haus.
Ich (ein grober Fehler, ich
gebe es zu) reibe es ihr ein:
"Wie schön, dass Du
alles gepackt hast. Was, wenn ich Dich jetzt nicht
gefragt hätte?"
Das Kind, mit vollem Recht,
explodiert noch in meinem ersten Teilsatz:
Sie wollte doch sowieso
gerade ins Haus und in ihr Zimmer, und sie hat
die Reitstiefel nicht
vergessen, und wie ich so etwas Hundsgemeines von
ihr denken kann und
bööööHÖÖÖÖhöööööööö!
Unfair und verbissen, wie
Mütter nun mal sind, will ich ebenfalls den Dicksten
haben. Immerhin hatte ich
die Stiefel im Flur gesehen.
Ha, niemals, schon ganz
lange hat das Kind sie in ihr Zimmer gestellt, mit all den anderen Sachen, die
sie mitnehmen wollte, und wieso bin ich denn so gemein und glaube ihr das
nicht.
Nach zwei weiteren, leicht
stichelnden Anläufen meinerseits (fiiiiies: "Wieso hast du denn dann
gerade gefragt, ob du dich schon mal ins Auto setzen kannst?" - und, noch
perfider:
"Wieso hast Du denn
dann gerade "Och" gesagt, als ich dich gefragt habe?") schaltet
sich mein pädagogisches Über-Ich ein und stopft mir das rechthaberische Maul.
Des Kindes gerechter Zorn
raucht noch eine Weile.
Die Autofahrt verläuft im
Wesentlichen normal.
Wir kommen in Schweighausen
an. Das Kind jubelt, stürmt in ihr Zimmer im Appartement, der Vater und ich
wuchten die Kisten und Kasten aus dem Auto.
Ich sehe, dass die
Ponyhofchefin Kerstin noch nicht dazu gekommen ist, die Betten zu beziehen und
sage: "Kind, du beziehst die Betten. Geh zu Kerstin und lass dir
Bettwäsche geben."
Das Kind, von unter Null auf
Hunderttausend, giftet ein schrilles "Wieso ICH???".
Der Vater und ich, beide mit
Kisten bepackt, gackern herzhaft los.
Wenig später, wir haben die
wichtigsten Einräumarbeiten hinter uns, der Vater tüftelt an seinem Laptop
und/oder Handy und brummelt "Zu blöd zum Schweinebeißen" (eine
Variante seines Lieblingsfluchs "Du bist so blöd, dass dich die Schweine
beißen.")
Nochmal: Der Vater also an
Handy und Laptop, brummelt: "Zu blöd zum Schweinebeißen."
Mit derselben Verve,
demselben Gift und Ingrimm wie kurz zuvor fährt das Kind hoch:
"ICH????!!!!????".
Der Vater, staubtrocken am
Handy: "Nö, das Ding."
Nach dem üblichen Geplänkel
in solchen Fällen (dreimaligem Angebot, sofort wieder alles zu packen und gen
Heimat zu reisen, Auslagen gerne gegen Verrechnung mit Taschengeld- die
üblichen, durchsichtigen Machtpupser der ruhe- und tapetenwechselbedürftigen
Eltern halt) wird es dann ein genial schönes Wochenende, das Kind steht klaglos
Stunden und Aberstunden im Stall, kümmert sich um
Pferde, Kühe und Kleinreiter, reitet sich selbst den Hintern wund ist abends
schlagskaputt mit roten Backen...
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