Donnerstag, 6. März 2014

Das Kind...



Hier ein Schmankerl,
das Kind ist schließlich in der Pubertät.

Freitag Mittag, ich komme aus der Schule, wir müssen noch das Auto beladen und dann gen Schweighausen starten.
Das Kind hat- natürlich- den Auftrag, ihre Sachen zu packen.
Also: Kleider, Kulturbeutel, Reitausrüstung.

Nach den üblichen Scharmützeln, die das Beladen des Gefährts vor einer Reise so mit sich bringt, der Vater und ich sind noch am Feintuning (Wo sind die Stirnlampen?  Wo ist das Ladekabel für den Rasierapparat? Hast du die Hundeleinen gesehen, und wenn ja, warum nicht?).

Das Kind steht sich die Füße platt, harrend, und fragt "Kann ich mich schon
mal ins Auto setzen?"
Ich frage, ob sie alles hat.
Das Kind bejaht. Ich frage, ob sie ihre Reitstiefel eingepackt hat.
(Die habe ich nämlich kurz vorher noch vor ihrem Zimmer gesehen.)
Das Kind haucht "Oh" und bewegt sich halb rückwärts zum Haus.
Ich (ein grober Fehler, ich gebe es zu) reibe es ihr ein:
"Wie schön, dass Du alles gepackt hast. Was, wenn ich Dich jetzt nicht
gefragt hätte?"
Das Kind, mit vollem Recht, explodiert noch in meinem ersten Teilsatz:
Sie wollte doch sowieso gerade ins Haus und in ihr Zimmer, und sie hat
die Reitstiefel nicht vergessen, und wie ich so etwas Hundsgemeines von
ihr denken kann und bööööHÖÖÖÖhöööööööö!

Unfair und verbissen, wie Mütter nun mal sind, will ich ebenfalls den Dicksten
haben. Immerhin hatte ich die Stiefel im Flur gesehen. 
Ha, niemals, schon ganz lange hat das Kind sie in ihr Zimmer gestellt, mit all den anderen Sachen, die sie mitnehmen wollte, und wieso bin ich denn so gemein und glaube ihr das nicht.

Nach zwei weiteren, leicht stichelnden Anläufen meinerseits (fiiiiies: "Wieso hast du denn dann gerade gefragt, ob du dich schon mal ins Auto setzen kannst?" - und, noch perfider:
"Wieso hast Du denn dann gerade "Och" gesagt, als ich dich gefragt habe?") schaltet sich mein pädagogisches Über-Ich ein und stopft mir das rechthaberische Maul.

Des Kindes gerechter Zorn raucht noch eine Weile.


Die Autofahrt verläuft im Wesentlichen normal.

Wir kommen in Schweighausen an. Das Kind jubelt, stürmt in ihr Zimmer im Appartement, der Vater und ich wuchten die Kisten und Kasten aus dem Auto.
Ich sehe, dass die Ponyhofchefin Kerstin noch nicht dazu gekommen ist, die Betten zu beziehen und sage: "Kind, du beziehst die Betten. Geh zu Kerstin und lass dir Bettwäsche geben."
Das Kind, von unter Null auf Hunderttausend, giftet ein schrilles "Wieso ICH???".
Der Vater und ich, beide mit Kisten bepackt, gackern herzhaft los.

Wenig später, wir haben die wichtigsten Einräumarbeiten hinter uns, der Vater tüftelt an seinem Laptop und/oder Handy und brummelt "Zu blöd zum Schweinebeißen" (eine Variante seines Lieblingsfluchs "Du bist so blöd, dass dich die Schweine beißen.")
Nochmal: Der Vater also an Handy und Laptop, brummelt: "Zu blöd zum Schweinebeißen."
Mit derselben Verve, demselben Gift und Ingrimm wie kurz zuvor fährt das Kind hoch: "ICH????!!!!????".
Der Vater, staubtrocken am Handy: "Nö, das Ding."

Nach dem üblichen Geplänkel in solchen Fällen (dreimaligem Angebot, sofort wieder alles zu packen und gen Heimat zu reisen, Auslagen gerne gegen Verrechnung mit Taschengeld- die üblichen, durchsichtigen Machtpupser der ruhe- und tapetenwechselbedürftigen Eltern halt) wird es dann ein genial schönes Wochenende, das Kind steht klaglos Stunden und Aberstunden im Stall, kümmert sich um Pferde, Kühe und Kleinreiter, reitet sich selbst den Hintern wund ist abends schlagskaputt mit roten Backen...


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